Höhle ohne Ende
Text Jolanda Spronck
Im Norden Spaniens wartet mit der Pozo Azul eine der größten Höhlen der Region darauf entdeckt zu werden. Die zwei niederländischen Taucher Jolanda Sponck und Peter Goossens waren Teil einer Expedition, die sich zur Aufgabe machte, das zehn Kilometer lange Höhlensystem weiter zu erforschen. Als Last- und Schlepphilfen kamen Scooter von Bonex zum Einsatz.
Die Pozo Azul wurde ursprünglich von spanischen Höhlentaucher in den sechziger Jahren entdeckt. 1991 fand die Erforschung mit einer Wegstrecke von 1780 Meter und einer Tiefe von 39 Meter ein vorläufiges Ende, da das Forscherteam mit der damaligen Ausrüstung nicht weiterkam. Anderswo erreichte die Höhlenforschung durch den Einsatz von CCR-Rebreathern und Aquazepp-Scootern eine neue Dimension. Länge Tauchzeiten und größer Tauchstrecken waren möglich. Einer der Pionier dieser Zeit war Jason Mallinson. Er hatte mit diesen Hilfsmitteln bereits Höhlensystem in Frankreich erforscht. Im Jahr 2001 widmet sich Mallinson erstmals der Pozo Azul und fängt an, diese immer weiter zu erforschen. Jahr für Jahr ist er stundenlang allein unterwegs, ausgerüstet mit einem Scooter, einem Rebreather und ein paar Backup-Flaschen.
Nachdem die Wegstrecke und Tauchzeit immer mehr anwachsen, werden auch die Alleingänge immer gefährlicher. Das Team wächst langsam. Spanische und britische Taucher kommen dazu. Ein Habitat wird gebaut, in dem die Taucher sich vom langen Rückweg erholen können, um anschließend die letzte Etappe zurück an die Oberfläche zu bewältigen. Später kommt ein weiterer Scooter hinzu, der als Ride-On dient und den Taucher bis dorthin bringt, wo dann nur noch mit kleineren Scooter weitergefahren werden kann. Auch der Zeitraum der Push-Tauchgänge wurde vom wetterungünstigen Frühjahr in den Sommer verlegt.
Ab 2009 wird das Explorationsteam mit Rick Stanton, John Vonlanthen und dem Niederländer René Houben vergrößert. Auch das Support-Team, ohne welches die mittlerweile sehr lang gewordenen Strecken nicht zu bewältigen wären, wächst stetig an. 25 Taucher schleppen die Ausrüstung schon vor den Explorationstuchgängen zu den bisherigen Endpunkten. Wobie schon jeder dieser Tauchgänge Expeditionscharakter hat. Allein die Ausrüstung von Rick Stanton bestand 2009 aus einem rückseitigen Rebreather, einem Sidemount-Rebreather als Back-Up, einem großen Aufsitz-Scooter, zwei Bonex Back-up-Scootern und einer 20-Liter-Trimix-Flasche. So legte er am Ende eine Entfernung von mehr als 5.160 Meter zurück. Allein die Tauchgänge dauerten ungefähr sechs Stunden einschließlich der Verlegung neuer Tauchleinen und Dekompressionspausen. Am Ende stand die Entdeckung einer großen Galerie, die das Team „Tipperary“ nannte, nach dem Song den die Spanier die ganze Zeit sangen. Als er wieder das Tageslicht erreichte, war er ingesamt 18,5 Stunden unter der Erde gewesen. Seitdem fungiert die Tipperary-Galerie als Biwka-Station und ist der neue Ausgangspunkt für weitere Explorationsetappen.
Im Jahr 2010 bringt die weitere Erforschung einen Weltrekord mit sich. Das Team absolviert den längsten Höhlentauchgang. Sie finden ein drittes und viertes Becken. Die trockene Passage dazwischen wird dabei zur größten Herausforderung. Die spitzen Felsen drohen selbst die sehr robusten Trockentauchanzüge der Taucher aufzuschlitzen. In 10 Kilometer Entfernung zum Ausgang wäre dies eine Katastrophe. Nach einer kleineren Expedition im Jahr 2013 wird die Höhle im Sommer 2014 wieder zum Ziel einer großen Expedition. Diesmal wollen drei Taucher die Höhle bis zum Ende erforschen. Allerdings geht schon während der Vorbereitung einiges schief. Ein Ride-on-Scooter fällt aus und muss repariert werden. Ein Anzug-Heizsystem ist defekt und die Trockentauch-Handschuhe eines Tauchers sind undicht. Ein Taucher muss bereits nach dem zweiten Tauchbecken umkehren,da auch sein Ride-on-Scooter ausfällt. Dank seiner Back-Up-Scooter von Bonex schafft er den Rückweg ohne Probleme. Statt drei erreichen so nur zwei Taucher die erste große Galerie. Von hier aus geht es dann weiter. Und am Ende stehen zwei Kilometer neu verleinte Strecke auf dem Tagesplan. Nach einer Nachtruhe geht es weiter bis zum Ende des bereits bekannten vierten Beckens. Hier in zehn Kilometer Entfernung zum Höhleneingang, wovon 9,5 Kilometer im Wasser zurückgelegt wurden, klettern sie einen Wasserfall hinauf und finden schließlich ein weiteres Becken, das durchtaucht werden muss und sich als kleiner Fluss herausstellt. Mit zwei kleinen Tanks gehen die beiden Abenteurer die Aufgabe an. Nach kurzer Tauchstrecke geht es zu Fuß weiter. Der Weg scheint unendlich zu sein. Da kein weiteres Risiko eingegangen werden kann und die Zeit für den Rückweg angebrochen ist, kehren die beiden um. Nach drei Tagen sind die beiden Taucher wieder an der Oberfläche und werden vom Team euphorisch gefeiert. Jetzt gilt es abzuwägen ob und wie man die Höhle weiter erforscht. Errichtet man ein weiteres Zwischenlager so muss auch die Zahl der Taucher steigen. Egal was passiert, den Weltrekord der längsten Höhlenexploration lässt sich Jason Mallinson so schnell nicht mehr nehmen. Da selbst zweiwöchige Höhlenaufenthalte für ihn kein Problem sind, wird dies nicht die letzte Expedition in die unendliche Weite der Pozo Azul gewesen sein.
Zur Webseite des Projekts: Pozo Azul Divers